Pleystein
Sühnekreuz für einen Mord
Dorfgemeinschaft Miesbrunn lässt geschichtsträchtiges Flurdenkmal restaurieren
Pleystein. (tu) 107 alte, teils verwitterte Marterln, Steinkreuze oder Bildstöcke hat ein Team des Oberpfälzer Waldvereins unter Leitung von Konrad Zeitler in der Gemeinde aufgespürt und katalogisiert. Sie haben oft einen geschichtlichen Hintergrund, sind teilweise wahre Kunstwerke und mit erfreulichen oder traurigen Anlässen verbunden.
Zu den geschichtsträchtigsten Flurmonumenten in der Region gehört ein dominantes, geheimnisumwittertes Steinkreuz, das 1,10 Meter hoch und 80 Zentimeter breit ist und etwa 250 Meter südwestlich von Miesbrunn in Richtung Pleystein rechts des alten Fußwegs nach Finkenhammer steht.Christus am Kreuz
Das vom Zahn der Zeit
gezeichnete Kreuz ist in der Form noch gut erhalten und
wird derzeit im Auftrag der Dorfgemeinschaft Miesbrunn
in einem Steinwerk restauriert. Auf der Vorderseite
befindet sich ein Relief mit Christus am Kreuz, wobei
der linke Arm des Corpus abgeschlagen wurde. Der
Christuscorpus aus Granit und das Kreuz sind aus einem
Stein gemeißelt.
Verurteilte gerädert
Laut Heimatforscher Siegfried Poblotzki soll die Stelle, wo das Kreuz seinen Platz hat, die Grenze zwischen dem Niedergericht Miesbrunn und dem Hochgericht Pleystein markiert haben. Hier sollen im Mittelalter Verurteilte gerädert worden sein. In der Denkmalliste wird das Steinkreuz folgendermaßen beschrieben: "Mit Relief Christus am Kreuz wohl 19. Jahrhundert".
Und weiter: "Es ist nicht ausgeschlossen, dass es ein Sühnekreuz des Mörders Höhn von Miesbrunn ist, der sein Weib anno 1585 nächtlicherweise im Bett ermordet hatte. Nicht weit vom Steinkreuz stand die Schandsäule oder Prangersäule, an der mancher Miesbrunner mehrere Tage etliche Stunden zur Ehrenstrafe gebunden wurde."
Deutlich älter
Es gilt zwar als
unwahrscheinlich, dass der Mörder Höhn, dessen
Lebenslauf und Tat ebenfalls ausführlich dargelegt
werden, ein Sühnekreuz errichtet hat, aber als
Übergabeort für Delinquenten aus Miesbrunn ist es
deutlich älter als im 19. Jahrhundert anzusetzen.