Die Steinsäulen von Leuchtenberg |
Peter
Staniczek,
Kreisheimatpfleger |
Mein damaliger Schulleiter, Rektor Josef "Sepp" Kraus, der mir vor
nunmehr fast 40 Jahren die Region um Vohenstrauß nahe brachte, ein Lehrer alter
Schule, heimatverbunden und musisch tätig, beschäftigte sich auch mit den bis
heute rätselhaft gebliebenen Säulen in und um Leuchtenberg, endemischen
Flurdenkmalen, da nur im Gebiet des Landrichteramts Leuchtenberg vorkommend.
Sepp Kraus beschreibt (OH, 1970, S.
110-119) die "Steinsäulen im Raume Leuchtenberg" wie folgt: "...
sie gleichen sich alle weitgehend, nur in Kleinigkeiten gibt es Unterschiede. Es
sind Granitpfeiler von beträchtlicher Länge, vierkantig aus einem einzigen
Granitblock gehauen. ihr Kopf ist zu einer Art Tabernakel mit giebelförmigem
Dach ausgestaltet und dort ist jeweils in einem vertieften Feld ein erhabenes
Kreuz herausgemeißelt. ... Die Verwitterung hat ihnen meist schon etwas
zugesetzt, und in einzelnen Fällen sind auch bereits Beschädigungen
festzustellen."
Bekannt
waren damals 9 Säulen,
zwei noch in der Bevölkerung bekannte waren schon damals abgegangen ("eine
südlich von Lückenrieth am Waldrand Buch, die andere am Fußweg von Lückenrieth
nach Leuchtenberg"), wahrscheinlich seien
sie als Mauersteine verbaut worden (Sepp Kraus).
Mittlerweile (2008) hat sich die Zahl der bekannten Säulen erhöht, um eine
in der Nähe des Michldorfer Steinbruchs und um drei bei Kötschdorf,
Wernberg-Köblitz und Pfreimd, deren Fund Thomas Lingl aus Luhe zu verdanken
ist.
Möglicherweise gibt es noch mehr Säulen dieses Typs, denn zwischen Wernberg
und Pirk herrscht noch Fehlanzeige.
Je
mehr Exemplare bekannt werden, umso größer ist auch die Möglichkeit - u. a.
anhand der Topographie - die Funktion der Säulen zu entschlüsseln. |
Säule 7 |
Säule 4 |
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OH
14/1970, Zeichnung Gagel, S. 114 |
"...Standort der acht Granitpfeiler mit den
eingemeißelten Kreuzen. Eine weitere Säule, die vermutlich zu dieser
Gruppe gehört, steht bei Pirk, östlich der Straße nach Schirmitz ...
Zwei weitere Säulen waren nach Aussage von
Bauern früher noch vorhanden, sind heute aber spurlos verschwunden: eine
südlich Lückenrieth am Waldrand Buch (Hardt, S. 10, Nr. 53), die andere
am Fußweg von Lückenrieth nach Leuchtenberg (Hardt, Nr. 55)."
(Kraus)
Hardt (S.10, 53) schreibt dazu: "Früher
stand am Fußweg von Lückenrieth nach Deindorf am Waldrand Abt. Busch,
auf der Höhe auch eine ähnliche Säule (Anm.: wie 52 o. Nr. 6 bei Kraus)
aus Granit. Sie ist umgefallen und abgebrochen. Die Stücke wurden von
einem Bauern weggebracht und für eine Mauer verwendet." |
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Säule 1 steht etwa 5 km südwestlich
Leuchtenberg am Rande
der Ortschaft Schwarzberg, auf
der Höhe der alten Straße nach Glaubendorf (Zeichnung Kraus). |
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Die
sanierte Säule weist auf auf der Rückseite kaum noch Spuren des erhaben
herausgehauenen Kreuzes auf. |
Zustand etwa 1980 |
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Säule
2 findet sich lt. Kraus etwa 300 m nordöstlich der Ortschaft Glaubendorf, ebenfalls an
einem alten Weg (Zeichnung Kraus). -
Am ursprünglich angegebenen Standort ist
keine Säule mehr auffindbar, möglicherweise wurde sie versetzt oder
beschädigt. |
Eine ähnliche Steinsäule steht zwischen
Glaubendorf und Schwarzberg direkt bei der Abzweigung zur Gröbmühle oberhalb
des Glaubenbach-Durchlasses. Es scheint sich um ein anderes
Exemplar zu handeln, wenn man gewisse Details vergleicht. Eher sind aber auch
die Zeichnungen von Sepp Kraus nicht immer 100prozentig exakt gewesen.
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Auf dem Titelbild
der Arnika 3/1986 befindet sich ein Foto der Säule von Glaubendorf, etwas eingesunken,
wahrscheinlich noch am alten Standplatz aufgenommen. Fotograf ist Ernst
Thomann, der verdiente ehemalige Schriftleiter der OWV-Zeitschrift
"Arnika", einer wahren
Fundgrube für Heimatkundler und Heimatpfleger.
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Von
Säule 3 ist nur der obere Teil übriggeblieben, sie steht ca 500 m östlich
der Ortschaft Wittschau, nördlich der B 14 und der neuen Autobahn A 6.
Wohl nachträglich
sind die Jahreszahl 1627 und die Buchstaben JW zugefügt worden (bei den anderen
Säulen fehlt eine Datierung). |
Zur Denkmalgruppe
gehört ein Steinkreuz,
"dieses stand früher ca. 20 m von der Säule südlich.
Zwischen den beiden ein neuzeitlicher Bildstock. Im Volk geht
die Sage, daß es bei dieser Baumgruppe nicht recht geheuer ist, die einen
wollen schon des öfteren ein Licht um Mitternacht gesehen haben, die anderen
beim Vorbeigehen eine menschliche Stimme gehört haben.
Die Steingruppe wurde
1960 durch die Deutsche Steinkreuzforschung wieder aufgestellt".
(Hardt, S. 15, Nr.
100 )
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"... bei einer Baumgruppe aus Linden stand früher eine Säule. Sie ist
einmal umgefallen und abgebrochen. Das Unterteil wurde verschleppt, das
Oberteil lag neben den Bäumen. Dieses Stück ist noch 1 m hoch,
quadratischer Schaft, 32 cm dick, Kopf etwas vorspringend. Vorder- und
Rückseite mit in Nischen herausgehauenem Kreuz. Nischen und Kopf in
Spitzbogen geschlossen. Im Schaft J W, darunter 1627 eingeritzt,
Granit."
(Hardt, S. 15, Nr. 99)
Foto von
Leonhard Wittmann in:
Michael Hardt, Die Flurdenkmale des Landkreises Vohenstrauß, in
Das Steinkreuz, 1961, Heft 2, S. 16,
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Weihnachtskarte der AFO
(Arbeitsgemeinschaft für Flur- und Kleindenkmalforschung der Oberpfalz (Datum
?) |
Die Denkmalgruppe wurde (nach 1961)
wieder versetzt und neu zusammengestellt.
Der von Hardt beschriebene und
Wittmann fotografierte Bildstock sieht eher wie ein Feldkreuz mit Gußeisenaufsatz
aus (s. oben).
Dieses Feldkreuz wurde später entfernt (neuer Standort bisher unbekannt)
und durch einen Bildstock ersetzt.
Foto: Peter Staniczek, etwa 1980 |
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In der Denkmalliste
wird die "Denkmälergruppe"
folgendermaßen beschrieben: "Markt Leuchtenberg - Wittschau: Steinkreuz, nachmittelalterlich; Oberteil einer
Wegsäule aus Granit mit ausgehauenen Kreuzen, bez. 1628 (Anm.: richtig ist
1627);
Bildstock, 19. Jh.; nordöstlich im Feld nahe der Straße nach Wieselrieth."
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heutige Situation
(September 2007) ... fotografiert nach Norden (Leuchtenberg)
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Nordseite |
Südseite |
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Der Bildstock wurde im Zusammenhang mit dem
Autobahnbau versetzt: Der Besitzer Bodensteiner hat kein Grundstück
mehr beim alten Standort und deshalb den Bildstock zu "seine Birkala
verpflanzt". Neuer Standort ist ein Feldweg südlich der Autobahn beim
Regenrückhaltebecken (sw davon). Leider ist es vom Feldweg aus kaum zu
sehen. Die ehemalige Denkmalgruppe hat dadurch ihren Charakter verloren.
(Denkmalschutzgesetz?) |
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Säule vier steht an der Abzweigung der Brauhausstraße (Straße nach
Weiden), gegenüber von Grundschule und Friedhof.
Foto zeigt Rückseite. Ein Vergleich mit der
Abb. 53 auf Seite 71 in den Kunstdenkmälern Bayerns (1907) zeigt, dass es
sich um die gleiche Säule handelt und dass sie bei der späteren Nutzung des
östlich gegenüberliegenden Grundstücks (1907 noch öd) versetzt wurde. |
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Säule
5 steht etwa 200 m weiter östlich von 4, ebenfalls an der Straße nach Lerau/Vohenstrauß,
abweichend mit Rundbogen im Kopf. |
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"Von dieser Säule geht die Sage,
hier sei eine Hirtin bestattet worden, die im Jahre 1771 mit dem Schwert
hingerichtet wurde. Einer näheren Untersuchung hält diese Überlieferung
jedoch kaum stand;wahrscheinlicher ist, daß die im Kirchenbuch überlieferte
Begebenheit im Volksmund später an diese Stelle übertragen wurde." (Kraus,
113). |
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"Im Gegensatz zu den
anderen Säulen, deren Felder meist spitzbogig geformt sind, wird bei
Säule 5 das Kopffeld durch einen Rundbogen geschlossen. Nach Meinung von
Wilhelm Vierling kann diese Säule in die romanische Zeit
zurück(zu)führen und damit die älteste sein." (Kraus, 113) |
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Säule
6 am Fußweg von Lückenrieth nach Matzlesberg hat im Kopfteil ein beschädigtes
Kreuz, nur der obere Arm blieb unbeschädigt. In den 70er Jahren des 19.
Jahrhunderts soll der Besitzer, ein Bauer aus Lückenrieth, das Kreuz entfernen
und eine Blechtafel mit einem gemalten Marienbild einsetzen haben lassen (nach
Kraus). |
Michael Hardt (1961, S. 10, Nr. 52) beschreibt die
"Grenzsäule, Granit, 2,07 m hoch, starker vierseitiger Schaft nach oben sich
verjüngend, Kopf in gotischem Tabernakelabschluß, das früher in der Nische
der Vorderseite befindliche Kreuz wurde in neuerer Zeit verändert und ein
auf Blech gemaltes Bild angebracht. Wahrscheinlich früher die Hammerfreiung
vom Hammer Lückenrieth anzeigend. Da der Hammer Lückenried früher zur
Marktfreiung von Leuchtenberg gehörte, so vermutlich, daß diese mit zu den
sieben Steinsäulen gehört, die Brunner in seiner Geschichte von L. anführt.
Sie steht am Fußweg nach Matzlesberg an der Flurgrenze." |
"Die
Säule wurde im Herbst 1968 von seinem Besitzer etwa 400 Meter weiter
nach Osten versetzt und gilt heute als Grenzstein einer Viehweide. An
ihrem Fuß liegen heute drei Granitsteine, die vielleicht vom Fuß der
Säule abgeschlagen wurden. Möglicherweise stehen auch andere Säulen
nicht mehr auf ihrem ursprünglichen Platz." (Kraus, 114) |
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um 1980 |
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Zustand 2007 |
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"Besonders
auffallend ist Säule 7 , wegen ihrer Höhe von über 3 Metern und drei
eingemeißelten Kreuzen. Sie trägt den Namen Hohenstein und steht in einem
Wäldchen östlich Leuchtenberg nahe der Straße von Leuchtenberg zur Ostmarkstraße
B22, an einem von Geheimnissen
umgebenen Ort." (Text und Federzeichnung Sepp Kraus, Vohenstrauß)
Der
Stein vor der Säule scheint ein Radabweiser zu sein.
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Hardt (S. 9, Nr. 45) beschreibt sie etwas
abweichend folgendermaßen: Grenzsäule, Granit, 3,25 m hoch,
quadratischer Schaft nach oben etwas schwächer werdend, mit wenig vorstehendem
Kopf, in gotischem Tabernakel geschlossen. Vor- und Rückseite erhaben je ein
Kreuz in Nische. In der dem Ort zugekehrten Seite Kreuz in Relief ausgehauen.
Ostseite flach. Schaftstärke unten 38 cm, oben 28 cm.
Die Säule steht ca. 150
Meter von Nr. 5 (nach Zählweise Kraus) östlich, links der Straße in einer
kleinen Waldparzelle „am hohen Stein". |
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Neben der Säule
südlich schöne Granitstein-Gruppe; am großen Felsen ist ein großes Kreuz
eingeritzt; auf der Gegenseite ganz oben kleineres Kreuz. Brunner
benennt in seiner Geschichte von
Leuchtenberg 1862 diese Säulen als Grenze der Marktfreiheit.
(Hardt, 1961, S. 9, Nr.45) |
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"Eine
Sonderrolle spielt nach Ansicht mancher Heimatfreunde ein Granitpfeiler gleichen
Typs, der aber durch seine außerordentliche Höhe von über 3 Metern auffällt
(Anm.: gemeint ist Säule 7).
Er trägt den Namen Hohenstein (der hohe Stein)
und steht in einem Wäldchen nahe der Straße östlich Leuchtenberg, nicht weit
entfernt von den beiden bereits erwähnten Säulen. Sein Kopf trägt an drei
Seiten ein Kreuz.
Einige Meter entfernt sind im felsigen Boden die
ausgefahrenen Rillen einer Altstraße sichtbar.
Ringsum im Wäldchen ragen niedrige
Granitfelsen auf, auf denen man drei schön geformte Schalen erkennen kann.
In den Felsen an der Straße sind zwei Kreuze eingemeißelt, ein großes und ein
kleines. Nach Ansicht Guidos von List deutet der viel verbreitete Name
Hohenstein häufig auf alte Kultstätten." (Kraus) |
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Etwas
anders ist Säule 8, die auf der Höhe westlich Wieselrieth am Kirchsteig nach
Leuchtenberg steht. Bei ihr ist der Schaft achtkantig, das Kreuz sitzt in einem quadratischen
Feld, und an der Nordseite erkennt man ein eingemeißeltes Wappen. Der häufig
dort wehende starke Wind mag wohl der Anlaß gewesen sein, daß die alten
Einwohner die Wilde Jagd vorbeiziehen hörten und erzählten, daß gegen
Mitternacht dort ein feuriger Pudel keinen Menschen vorüber ließe. Vielleicht
entstammt die Säule dem 16. oder 17. Jahrhundert. (Kraus). |
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"Das historisch wertvollste Marterl zerbrach beim Abtransport im
Zusammenhang mit der Erweiterung der Kreisstraße Pirk-Schirmitz: eine ca.
1,70 m hohe vierkantige Steinsäule aus Granit, mit einem zu einer Art
Tabernakel gestalteten Kopf, bei dem in jedem der vier vertieften Felder ein
erhabenes Kreuz herausgemeißelt war, im Volksmund "Stoina Marterl" genannt.
[...] Die Denkmal- und Heimatpfleger des Landkreises nahmen sich jedoch der
Sache an, und so entstand eine Nachbildung, die im Oktober 1982 an der
gleichen Stelle wieder errichtet wurde, eine nachahmenswerte Initiative!" (S.
831)
Quelle: Dr. Adolf Wolfgang Schuster, 900 Jahre Gemeinde Pirk, 1993, S.
819-831 |
Die
Säule 9 steht an der Straße von Schirmitz nach Pirk (Zeichnung Norbert Nickl,
Weiden in: Kraus, S. 119, Nr. 9) und wurde von den Herrn Norbert Nickl, Gerhard Zückert und Wilhelm
Vierling den übrigen Säulen zugeordnet. Diese Säule wurde nach ihrer Zerstörung
(?) durch eine Neubildung
ersetzt. Ferdinand Schönberger schreibt in seinem Aufsatz "Wegkreuze und Marterln in
der Gemeinde Pirk":
"An der Kreisstraße nach Schirmitz steht an der
Gemarkungsgrenze ca. 350 m nach dem Ortsende rechts in 6 m Entfernung am Ackerrain ein 1,90 m hohes, 30 cm breites Steinernes Marterl mit
giebelförmigem Dach und einem erhabenen Kreuz in jedem der vier Kopffelder.
Es wurde dort im Oktober 1982 als Nachbildung des zerbrochenen alten "Stoina
Marterls" aufgestellt."
(in: Dr. Adolf Wolfg.
Schuster,900 Jahre Gemeinde Pirk, S. 823) |
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Über den Verbleib der alten Säule sowie den Bildhauer der
Nachbildung konnte ich bisher leider nichts in Erfahrung bringen. |
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Welche Funktion hatten die
Steinsäulen vom Leuchteberger Typus?
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Rainer H. Schmeissner
(Steinkreuze in der Oberpfalz, 1977, S. 107) |
Schmeissner streift die Säulen in seinem Buch nur am Rande, so
"... seien lediglich die kreuzstein-marterstockähnlichen Säulen um
Leuchtenberg der Ordnung halber angeführt, die zweifellos die Grenze für die
Marktfreiheit dieses hochgelegenen mitteloberpfälzischen Ortes bildeten"
und zitiert:
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Anton
D. Dollacker
(Kreuzsteine als Grenzzeichen, in: Das
Steinkreuz, 1. Jg., 1933, Heft 1, S. 11)
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"d. h., innerhalb des von ihnen umschlossenen, ziemlich ausgedehnten
Gebietes übte nicht die Landesherrschaft, sondern der Marktrat von Leuchtenberg
die Polizeigewalt und dergl. aus ...".
Dieser bezieht sich wohl auf
Brunner
in seiner Geschichte von Leuchtenberg 1862, die schon Hardt erwähnt.
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Georg
Brunner, Pfarrer
(Geschichte von Leuchtenberg und der ehemaligen Landgrafen von
Leuchtenberg, Weiden, 1862, S. 192ff. |
"... So
genoß der sogenannte Marktknecht innerhalb der Fluren des Marktes
das Recht auf Verbrecher zu fahnden, und damit keine fremden Schergen
sich Eingriffe in das Marktrecht erlaubten, wurden Säulen an den Wegen
aufgestellt, die die Gränzen der "Freiung" oder Marktfreiheit
bestimmten. Es findet sich darum
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eine
Säule zwischen Hammerlückenrieth und Matzlesberg, weil der Hammer
Bürger- und Bräurecht hatte, |
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eine
zwischen Leuchtenberg und Lückenrieth am alten Fußsteig; |
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zwei
andere auf den Steigen nach Wieselrieth und Unternankau, |
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eine
andere auf dem Weg nach Lerau - wohl nahe dem Markte, aber darum so
nahe, weil früher schon die Waldung begonnen, die die Flur des
Marktes begränzte, und wieder endlich |
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eine
auf dem Weg nach Kleinwoppenhof in dem dortigen "Aichet" ...
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Es haben
sich bis auf unsere Tage diese 6 Säulen erhalten, welche die "Freiung"
bezeichnend früher von höchster Wichtigkeit waren, und deren
Überschreitung oft zu förmlichen Vehden führte. [...]
Außer
diesen Säulen, die die Freiung bedeuteten, sind noch zwei vorhanden,
deren
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eine
auf der Kühtrifft stehend die Hinrichtung einer Hirtin von Döllnitz
andeutet ... |
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die
andere Säule aber auf dem Fahrtwege zum Bräuhaus nicht nur die
ehemalige Flurgränze, sondern auch die verunglückung eines Mannes
andeutet, der dort von einem umstürzenden Wagen erdrückt wurde." |
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Sepp Kraus Steinsäulen im Raum
Leuchtenberg, in Oberpfälzer Heimat, 14. Bd., 1970, S. 110ff. |
"Rätselhaft
und ungeklärt sind die Umstände unserer Steinmale 1 bis 8", schreibt
Sepp Kraus und weiter:
"Wann und zu welchem Zweck wurden diese Säulen
gesetzt? Klar dürfte sein, daß sie dem Mittelalter angehören. Der Chronist
Pfarrer Georg Brunner erwähnte 1862 in seinem Buch „Die Geschichte von
Leuchtenberg und der Landgrafen von Leuchtenberg" kurz sieben (?) Grenzsäulen.
Um Grenzmarksteine kann es sich aber kaum gehandelt haben. Auffallend ist
jedoch, daß diese Steinmale nur im Gebiet der Landgrafen von Leuchtenberg
auftreten, hier also doch ein Zusammenhang besteht.
Das gleiche Kreuz auf eingetieftem Feld fand Dr. Gagel in
monumentaler Größe auf der Freitreppe der
Pfarrkirche in Leuchtenberg."
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Nachtrag 1 (Säule 109 |
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©
Bayer. Vermessungsverwaltung
(12°14'12''
O/49°36'11'' N) |
Bei einer Winterwanderung am 7. Februar 2004 entdeckte
ich 250 südlich des Richtbühl wiederum südlich von Michldorf, vom ca
120 m westlich liegenden Hegner-Schotterwerks (Steinbruch) einen
Bildstock, der mir sehr nach unserer Spezies aussah. Bei näherer
Betrachtung muss man ihn als weitere Säule zu den schon o. g. einstufen,
da er alle Merkmale wie die anderen aufweist. |
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Möglicherweise handelt
es sich bei dieser Säule um die von Hardt (1961, S. 10) unter Nummer 48
beschriebene "Wegsäule, 1,72 m hoch, viereckiger Schaft, 28 cm dick,
Ecken abgefaßt. Kopf etwas vorstehend, an der Vorderseite Kreuz in
Nische erhaben. Kopfabschluß gotische Tabernakelform, sonst ohne
Merkmale. Sie steht auf einer Gemeindeödung nahe des alten Weges über
den Teufelsgraben nach Lückenrieth". |
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Nachtrag 2
(09.09.2007) (Säule 11)
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©
Bayer. Vermessungsverwaltung
(12°11.244'
O/49°33.426' N)
Foto: Thomas Lingl, Luhe |
Thomas Lingl, Malermeister, aus Luhe,
machte mich auf eine weitere Säule in der Machart der "Landgrafensäulen"
bei Kötschdorf (Markt Wernberg-Köblitz) aufmerksam. In der
Denkmalliste ist als einziges Objekt
"ehemals ein mutmaßlicher mittelalterlicher Turmhügel" eingetragen.
Tatsächlich fand ich nach der Beschreibung von Herrn
Lingl die außergewöhnlich hohe Säule etwa 300 m südwestlich der
Dorfkapelle am Waldrand des Bauernholzbergs in einer Weggabel, deren
beide Abzweigungen über die Rote Marter nach Wernberg führen.
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Nachtrag 3 (11.09.2007) (Säule
12) |
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Von Herrn Thomas Lingl aus Luhe bekam ich erneut einen
Hinweis auf ein Säulenfragment in Wernberg-Oberköblitz, das zweifellos in die bisherige Typologie
einzuordnen ist.
In der Denkmalliste wird das Ensemble Kirchberg (Oberköblitz)
wie folgt beschrieben: "An der alten West-Ost-Handelsstraße, der hier sog.
"Hohen Straße", wurde in einer Hanglage ein kirchliches Zentrum ausgebildet.
Wo die Handelsstraße nach Überquerung des Naabtales in einem Hohlweg
aufsteigend wieder Höhe gewinnen mußte, wurde auf der einen Seite des
Hohlweges über hohen Stützmauern eine Wehrkirchenanlage errichtet, auf
der anderen Seite der Ökonomie-Pfarrhof plaziert. Die Kirche und der
Pfarrhof wurden durch eine seit dem Mittelalter bis heute bestehende
Steinbrücke über den Hohlweg hinweg verbunden. [...]"
Folgt man dem Hohlweg (Kirchgasse) etwa 100 m nach der
Steinbrücke in nördlicher Richtung, stößt man auf eine kleine Kreuzung mit "OBAG-Kasten"
- im Hang steht das Fragment. |
©Bayer.Vermessungsverwaltung |
Foto: Thomas Lingl
, Luhe |
Fotos: Peter Staniczek |
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Nachtrag 3a (03.02.2010) - neu!!! |
Von Herrn Leo Berberich, Kreisheimatpfleger im
Landkreis Schwandorf, Raum Nabburg, bekam ich folgende interessante
Mitteilung:
"...und bei dem Fragment in Oberköblitz handelt es
um das Kapitell einer Säule aus der Gegend um Lückenrieth, welche vom
verstorbenen Bildhauer Leo Bäumler von einem dortigen Misthaufen gerettet
und in Oberköblitz neben seinem Anwesen aufgestellt wurde."
Laut Aussage von Frau Bäumler war das vor etwa 20 bis 25
Jahren, leider weiß sie nicht mehr von welchem Bauernhof/Misthaufen das
Flurdenkmal stammt. (Thomas Lingl) |
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Nachtrag 4 (26.06.2008) (Säule
13) |
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Nachtrag: Thomas Lingl - der mittlerweile schwer
mit dem Flurdenkmalvirus infiziert ist - rief mich am 23. Juni 2008 an und
teilte mir mit, dass er in der "Arnika" (OWV-Zeitschrift , Heft 3/1989, S.
142) eine weitere Säule entdeckt habe, die bisher noch nicht in der
vorliegenden Dokumentation vorhanden sei. Diese stehe in Pfreimd.
Ernst Thomann, der Kreisarchäologe des Landkreises Schwandorf
und frühere Schriftleiter der "ARNIKA" hatte in seinem
Beitrag richtigerweise vermutet, dass es sich "um eine Leuchtenberger
Steinsäule [handelt], wie sie in der Umgebung Leuchtenbergs oft anzutreffen
sind".
Ernst Thomann: "An der Straße zum Bahnhof in
Richtung Untersteinbach steht auf der
linken Straßenseite bei den
letzten Häusern von Pfreimd in einer schön gestalteten
Anlage ein altes Steinmarterl. Dort, wo es jetzt steht, wurde es erst
im Jahr 1967 aufgestellt. Vorher stand es an der Wegegabel Kalvarienberg-Bruckmühlleite.
Hier mußte es wegen des Neubaues
der einspurigen Autobahn Nabburg-Pfreimd
entfernt werden. Nun hat es hier in der Bahnhofstraße einen
würdigeren Platz gefunden.
Das Marterl
besteht aus einer Vierkantsäule
mit einer oben aufgesetzten Laterne. In der Laterne befinden sich
gegenüberliegend zwei eingemeißelte Kreuze. In der Säule des Marterls
sind verschiedene Zeichen eingeritzt.
Über
der Jahreszahl 1603 befinden sich die
Buchstaben K und M und darunter ein Zeichen, das wie eine Heugabel
aussieht."
Buchstaben und Jahreszahl lassen sich nur noch
erahnen, die Heugabel (?) wartet noch auf eine endgültige Deutung. Die
Vorderseite der Säule hat ein erhabenes Kreuz in einer Nische, die Rückseite
ein erhabenes Kreuz ohne Nische.
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Quellen, weiterführende Literatur: |
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Oberpfälzer Heimat, Weiden 14/1970, S.
110-119 |
Michael Hardt in Das Steinkreuz 2/1961,
S. 9,10 u. 15, |
Rainer H.
Schmeissner: Steinkreuze,
1977, S. 107 |
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Denkmalsgruppe
b. Wittschau
(Das Steinkreuz,
S. 16, Foto: L. Wittmann)
|
R. Hoffmann u. Gg. Hager,1907,
Nachdruck
1982 (Abb.), S. 71 |
AFO, Regensburg, 26 Bände seit 1978 |
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Georg Brunner,
Geschichte von Leuchtenberg
und der ehemaligen
Landgrafen von Leuchtenberg
Weiden 1862, S.
192 ff. |
Reinhold Willfurth, MZ , Die seltsamen Säulen von Leuchtenberg
|
Forscher beißen auf Granit, dafür blühen die Spekulationen: Das
Geheimnis der Steinsäulen rund um die Oberpfälzer Burgruine wird wohl
nie gelöst.
mehr... |
Heimat-NOW » Blog Archive » Wir in Bayern - Lust auf Heimat (BR ... |
2. Febr. 2010 –
Wir in Bayern - Lust auf Heimat (BR):
Steinsäulen um
Leuchtenberg. Der BR (Bayerischer Rundfunk, Fernsehen) sendet
im Rahmen seiner ... |
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Für
Hinweise, Informationen und weitere Fundstellen bin ich dankbar.
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