Vierzig Jahre sind es
her, dass man auch in unserer engeren Heimat von Vorgeschichtsforschung
sprechen kann. Verbunden sind diese Pionierleistungen in erster Linie
mit den Namen Gerhard Zückert und Siegfried Poblotzki.
Das Absuchen des
Geländes um Moosbach brachte zunächst keinen Erfolg. Aber Ausdauer und
Hartnäckigkeit, gepaart mit analytischem Verstand waren die Stärken des
1997 verstorbenen Pleysteiner Heimatforschers. Lassen wir ihn selbst
berichten: „Stärkere Regenfälle im Herbst 1968 gaben Anlaß zu erneuter
Suche. Der Nebel lag schon dicht über der Landschaft und gelegentlich
fielen einige Sonnenstrahlen durch die Wolkendecke. Vom Hügel nördlich
der Pfreimd zwischen Gröbenstädt und Burgtreswitz hat man gewöhnlich
einen weiten Blick ins Pfreimdtal; jetzt war die Sicht begrenzt. Im
Südwesten ragte schattenhaft Burgtreswitz aus der Ebene und im Tal
glänzte bleigrau der gewundene Lauf des Flusses.
Die Flurbezeichnung Galgenfelder
erinnert an eine früher andere Zweckbestimmung; hier war die Richtstätte
des Amtes Treswitz. Manchmal findet man noch morsche Wirbelknochen und
Gelenkkugeln, die der Pflug an die Oberfläche brachte. Der Boden ist
sandig, etwas lehmig, durchsetzt mit halbverwitterten Gneisbrocken. Wie
überall in unserer Gegend, stellt der Quarz den Hauptanteil der Steine.
Plötzlich aber stockt der Schritt; aus dem Gewirr der Steine leuchtet
der wohlvertraute Seidenglanz eines gespaltenen Hornsteins. Schnell hat
man den Fund in der Hand: Also auch hier an der Pfreimd lebte der
vorgeschichtliche Mensch.“
Der Fundplatz Galgenfelder
liegt etwa 350 m nordwestlich von Gröbenstädt auf dem höchsten Punkt des
Höhenzugs, der sich etwa 25 m steil über dem Talniveau der Pfreimd nach
Südwesten zum Fahrnbachtal hin erstreckt. Poblotzki beschreibt den
Fundplatz noch genauer: „Der Fundbereich hat eine Ausdehnung von 300 zu
150 Meter. Ein Streifen von ungefähr 50 Meter Breite entlang der
Terrassenkante enthält das meiste Material. Es wird spärlicher mit der
Entfernung; Einzelstücke fanden sich jedoch noch 200 Meter hügelan.“
Der 2001 verstorbene Werner Schönweiß
bezeichnete die Fundstelle Galgenfelder als die fund- und
typenreichste Station der ganzen Region, denn sie beinhaltet mehrere
tausend Artefakte: „Die absolute Mehrheit des Fundgutes gehört dem
Endpaläolithikum (ausklingende Altsteinzeit) an, und nur ein geringer
Prozentsatz weist auf mesolithische (= mittelsteinzeitliche)
Niederlassungen auf dem gleichen Areal hin. […] Die Stelle dürfte
während des ganzen Endpaläolithikums in ständig wiederkehrender Folge
begangen worden sein. Die Fundstelle Galgenfelder ist somit eine
der Leitstationen in der Oberpfalz. Sie ist kennzeichnend für die
Gesamtentwicklung der Atzenhofer Gruppe dieser Landschaft.“
Schönweiß rechnet die Jägergruppen, die
während des 9. und 8. Jahrtausends v. Chr. Die Pfreimd aufsuchten, zur
endpaläolithischen „Atzenhofer Gruppe“. Diese nordbayerische Kultur
zeichnet sich aus durch eigene, unverwechselbare Rohstoffzusammensetzung
und Rohstoffbearbeitung. Die Werkzeuge dieser Jägergesellschaft stellen
lt. Schönweiß den ältesten Nachweis menschlichen Wirkens im Norden der
Oberpfalz und des Oberpfälzer Waldes dar.
Neben endpaläolithischem Fundgut finden sich
in der Flur Galgenfelder auch Spuren mesolithischer
Freilandstationen.
Das Mesolithikum zeichnet sich vor allem durch veränderte Formtypen und
-größen aus. Die Fundstücke werden kleiner, man bezeichnet sie deshalb
auch als Mikrollithen.
Eine mesolithische Freilandstation vermutet
man im Raum Moosbach in der Flur Paintäcker, beiderseits der
Straße zwischen Moosbach und Gröbenstädt, in der einige
Hornsteinabschläge gefunden wurden.
Charakteristisch für die
fundreichsten Plätze an der Pfreimd und ihren Seitentälern sind ihre
markante Lage, meist nach Süden oder Westen gerichtete Terrassenkanten,
idealerweise im Mündungswinkel eines zufließenden Nebengewässers.
Einen solchen mesolithischen Rastplatz
finden wir auch auf der nördlich der Hammermühle gelegenen
Terrasse im Mündungswinkel von Zottbach und Pfreimd, östlich des
vorbildlich sanierten Bildstocks am Weg von der Hammermühle nach Lohma.
Hier wurde neben anderen Abschlägen eine gut bearbeitete Klinge
gefunden.
Der Bereich der Fischleitenäcker,
einer sich in Nord-Süd-Richtung ausdehnenden Anhöhe zwischen
Burgtreswitz und Gröbenstädt, nördlich der Pfreimd und östlich des
Fahrnbachs gelegen, unmittelbar in der Nachbarschaft der fundreichen
Galgenfelder, ist wohl ebenfalls einer mesolithischen Freilandstation
zuzuordnen. Steinzeitliche Siedlungsfunde deuten jedenfalls daraufhin.
Die Geräte sowohl der
endpaläolothischen als auch der zeitlich folgenden mesolithischen
Fundplätze entstanden durch Abschläge. Im Gegensatz zu den wesentlich
älteren Faustkeilen wurde dabei nicht der Rohling (z. B. Hornstein)
selbst bearbeitet, sondern die Abschläge desselben. Diese Abschläge
wurden nachbearbeitet (Retusche) zu Messern, Kratzern, Bohrern, Spitzen
oder Sticheln. In Verbindung mit Holz oder Knochen entstanden Werkzeuge
wie zum Beispiel die für den Fischfang eingesetzten Harpunen.
Die Jungsteinzeit ist im Raum Moosbach mit
dem 1979 auf dem Hechtlacker bei Ödhof geborgenen, durchbohrten
Steinbeil vertreten. Allerdings ergaben sich trotz intensiver Nachsuche
bisher keine Hinweise auf eine jungsteinzeitliche Besiedlung.
Die Siedlungsplätze des ausgehenden
Endpaläolithikums sowie des Mesolithikums an der Pfreimd und ihren
Nebengewässern wurden auch in späteren Zeiten gerne aufgesucht. So
wurden in der Gemarkung Gröbenstädt in der Flur Pfeifersfeld
im Pfreimdbogen zwischen Gröbenstädt und Strehberg ein bronzezeitliches
Randleistenbeil sowie ein mittelständiges Lappenbeil aus der
darauffolgenden Urnenfelderzeit gefunden.
In der Fundchronik für das Jahr 1987, bearbeitet von der Abteilung
Bodendenkmalpflege im Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, wird
zudem für den Bereich der schon beschriebenen Galgenfelder ein
„Bronzemesser mit Griffzunge, an Schneide und Rücken beschädigt, Spitze
abgebrochen, Länge 11,2 cm“ verzeichnet, das ebenfalls von Siegfried
Poblotzki gefunden worden war.
Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die Stellungnahme der
archäologischen Denkmalpflege zum Bebauungsplan Moosbach „Hammermühle“
vom 05.09.2000. Dabei wurden zu den damals vorliegenden Planungen
folgende Bedenken erhoben: „Das Gewerbegebiet liegt auf einem
Geländesporn über der Pfreimd und dem einmündenden Zottbach. Unmittelbar
nördlich (eher nordwestlich) davon, bei Lohma, liegen die nördlichsten
bislang in der Oberpfalz bekannten Grabhügel der Hallstattzeit, die
bereits Gegenstand archäologischer Untersuchungen waren. Da das beplante
Gebiet bewaldet ist, konnten dort bislang keine archäologischen
Prospektionen stattfinden. Der Verdacht liegt aber nahe, dass auf dem
siedlungstopographisch und fortifikatorisch bestens geeigneten
Höhenrücken eine keltische Höhensiedlung lag, die in Verbindung mit dem
Grabhügelfeld von Lohma zu sehen ist.“
Nach wie vor sind die Ergebnisse der
Begehungen von Fundsammlern die wichtigste Quelle archäologischer
Erkenntnisse. Bodendenkmäler sind die einzigen und in ihrer Zahl sehr
beschränkten Quellen für die Geschichte vom ersten Auftreten des
Menschen bis zum Einsetzen der schriftlichen Überlieferung. Die Chance,
einen steinzeitlichen Fund zu machen, ist fast überall gegeben, bei den
oben beschriebenen Plätzen umso größer. Archäologische Funde ohne
Fundort und Kenntnis der Fundzusammenhänge und -umstände sind meist ohne
Wert für die Wissenschaft und die Denkmalpflege. Darum sind die genaue
Lokalisierung und Kartierung der Fundstellen, sowie möglichst
informative schriftliche Fundmeldungen von besonderem Interesse. Die
Ergebnisse der Sammlertätigkeit werden in der Fundchronik, einer
regelmäßig erscheinenden Zusammenstellung und Auswertung der Funde,
veröffentlicht und in die Denkmalliste aufgenommen, wenn es sich um
bisher unbekannte Fundstellen handelt. Die Kreisheimatpfleger oder die
Untere Denkmalschutzbehörde können den Kontakt zum Landesamt dabei
vermitteln.