Vohenstrauß
im Jahre 1600
Aus
der Beschreibung des
Gerichts
Vohenstrauß im Amt Flossenbürg durch
Pfarrer Christoph Vogel
Die
Beschreibung übernehme ich weitgehend
einem Bericht von Heribert Batzl, Amberg, aus „Die Oberpfalz,
Heimatzeitschrift für den ehemaligen Bayerischen Nordgau“, Laßleben-Verlag,
Kallmünz, August 1958, S. 194-196 (s. a. Die Kunstdenkmälerdes Königreichs
Bayern – Bezirksamt Vohenstrauß“, 1907, S. 101 u. 103-104)
In
seiner
„Libellus Chronologicus et Topographicus des f. Pfalzgräfl. Pflegambtß
und Grichts Flosserbürg" weiß Christoph Vogel folgendes zu
berichten:
Vohenstrauß,
ein Gericht in dem Pflegamt Flossenbürg
liegend, hat seinen Namen von dem Hauptmarkt darinnen. Vor welchem der durchläuchtig
hochgeborne Fürst und Herr Herr Friedrich Pfalzgraf bei Rhein, Herzog in
Bayern, Graf zu Veldenz und Sponheim anno 1586 ein fürstliches Schloß zu bauen
angefangen, solches hernach 1593 vollends bezogen und nach seinem Namen Friedrichsburg
genannt.
Hochermelter Fürst ist anno 1597 alda selig im
Herrn entschlafen mit zweien jungen Herrlein, seiner fürstlichen Gnaden Söhnlein,
so zuvor in der Pfarrkirche zu Weiden
begraben gewesen, nach Lawingen (Lauingen) geführt und daselb in der fürstlichen
Begräbnus christlich zur Erde bestattet worden. Seiner fürstlichen Gnaden
Wittib hält dieser Zeit zu Friedrichsburg Hof, nämlich die hochgeb. Fürstin
und Frau Frau Catharina Sophia, ein geborene Herzogin in der Schlesi (=
Schlesien) zu Ligniz, Brieg und Goltperg.
Grabschrift
hochgemelter verstorbenen Jungen
Herrlein:
In
der Pfarrkirche zu Weiden im Chor auf einem erhobenen Stein:
Christus Johannis
XI.
Ego sum
Resurrectio et vita,
qui eredit
in me,
etiam si mortuus
fuerit, vivet.
Jllustris Princ.
Georgio Friderico et
Friderico Casimiro, Filiolis Gemellis, quibus hoc anno MDXC mensis Martii dies 8
natalis mensis vero July Huic quidem dies XVI, Jlli vero XX fatalis vel potius
aeterni natalis fuit.
Fridericus
Comes Palatinus
Catharina Sophia
Ducissa Lignicensis
Maestissimi eheu parentes MHP.
Amtleute.
Dieses Gericht hat derzeit seinen Pfleger zu Flossenbürg, den Richter
aber in dem Markt Vohenstrauß.
Pfleger:
N.
Feyliz, Christof v. Brandt, Georg von Brandt, Simon v. Matheinz,
Balthasar von Schirnding, Bernhardt Staudenmayer, Peter
Straßer, N. von Floß,
Jobst von Branth, Simon Eysen, Leonhard
Sinzenhofer, Weichart Wambold, Hans Friedrich Belkofer, Johann Faberinus.
Richter:
Hans Glatz, Georg Sperl.
Untertanen:
Vohenstrauß
133, Hofmark Altenstadt 16, Untern Lindt 3, Ober
Dreßveld 1, Segmühl
1, Altenstadt 16, Oberlindt 3, Kössing 1, Englmühl 1, Muckhenmühl
1.
Güter,
so dieses
Gericht ausser seiner Grenz in den
benachbarten Ämtern hat:
Mannschaften
im Amt Dennersperg (= Tännesberg):
Obernlind 3, Unternlind 3 H (äuser).
In
der Herrschaft Waldau: In Obern
Dreßveldt 1 H (aus).
In
dem Amt Burckhdreßwitz (Burgtreswitz):
Zu Kossing 1 H (aus).
Edlmannsgüter: Altenstath.
Zu
Altenstatt ist ein Edlmannsgut, so jetzt Martin Haubner besitzt, gehören zu
solchem Dorf 16 Untertanen.
Rockhenstein:
Schloß, Pfarr und Dorf in dem Landgraftum
Leuchtenberg liegend und denen von Giech zuständig.
Pfarrer
und Superintendenten:
Vohenstrauß:
Der Pfarr Vohenstrauß Collator ist
Jllustrissimus (= der Landesherr); ist vor Zeiten eine Filiale von Altenstatt
gewesen und anno 1593 zu einer Superintendenz gemacht worden.
Pfarren,
so darein gehören: Altenstatt, Bucherßreuth,
Floß, Wiltenrieth, Pleßlberg, Hohenthann.
Eingepfarrt:
Vohenstrauß 133, Braunerzrieth 16 H (äuser).
Pastores:
1555 Johann Weiß, 1561 Nicolaus Neuhäuser, 1565
M. Heinrich Planck, 1575 Johann Oetelius, 1585 Leonhardus Franz, 1594 Michael
Bohemus.
Monumenta
et notatu digna
(Bemerkenswertes):
1594
ist die Pfarrkirche alhi gewelbet und die steinerne Pohr Tüllen (= Empore)
darin gemacht worden. 1595 ist darin ein Positif (= kleine Standorgel) gekauft
und auf die Pohr Tüllen (Empore) im Chor, so dazu gebaut, gesetzt worden. 1596
hat man ein schöne Tafel auf den Altar gesetzt, sind künstliche Figuren, daran
sonderlich Coena Domini. 1596 ist ausser des Markts gegen Pleystein ein neuer
Gottesacker gebaut worden. Alles in Regierung des hochgebornen Fürsten und
Herrn Herrn Philipp Ludwig und Friderici Pfalzgrafen.
Es
ist auch von Anno 1594 bis auf annum 1598 diese Kirch von dem durchleuchtigsten
hochgeborenen Fürsten und Herrn Friedrich Pfalzgrafen, hochlöblicher
Gedechtnus auch seiner fürstlichen Gnaden Gemahlin, der hochgeborenen Fürstin
und Frau Catharina Sophia, Herzogin . . . mit schönen clenodien, Kölchen,
Altartüchern und anderem begabet und gezieret.
Pfarr
Altenstatt,
ein Pfarr in der Superintendenz Vohenstrauß,
deren Collator Jllustrissimus, hat alda 48 Häuser. Grichtisch (d. h. zum Amt
Vohenstrauß): 16, Haubnerisch: 16, Wießpergisch: 16.
Filiale
Waldau
43 (Häuser), Georg Christoph v. Wiersperg gehörig, ist des
Zehnts wegen strittig.
Eingepfarrte:
Feselrieth 7
(Häuser), Ober Dresveldt, Unter Dresveldt, Neumühl, Keselmühl, Pleysteinisch,
Mittler Dreßveldt, Wierspergisch 23 (Häuser), Bengelhammer (= ?).
Pastores:
1497 Georg
Eckhenberger, welcher der letzte Pfarrer von Altenstath aus gewesen. 1537
Johannes Poletius, 1560 Georgius Kees, 1555 Stephanus Reyff, 1566 Erhardus Dürr,
1567 Jacob Neuber, 1569 Georgius Brauner, 1574 Caspar Eyslinger, 1596 Johannes
Lang.
Vohendress
oder Vohenstrauß,
der Markt, soll vor Zeiten sowohl als Altenstatt eine Stadt gewesen sein,
wie dann die Gegend von Vohenstrauß aus bis gen Altenstadt zwischen den Städten
genannt wird.
Obrigkeit:
wird von Bürgermeister
und Rat alda regiert, welche jährlich von der Gmein erwählt und der fürstlichen
Obrigkeit bestätigt wird.
Untertanen:
Hat in diesem Markt 133 Häuser und 2 schöne
Rohrkästen.
Privilegia:
Ist mit 4 Märkten
befreit: D. Exaudi, domini post Egidi, D. Post Galli, domini post Johann Bapt.
Der
(Markt) post Johannis Baptistae ist von der Altenstatt hieher transferiert
worden wegen des Streits, welchen man des Kirchtagschutzes halber jährlich mit
denen von Wiersperg (hat) haben müssen.
Grenze:
Laut des
anno 1544 gemachten Vertrages mit den anrainenden Ämtern ist dieses Marktes
auch des Gerichts Grenze.

Vohenstrauß
um 1600, Federzeichnung von, Übersichtskarte von Christoph Vogel
(Staatsarchiv
Amberg Pl. 191/5, aus Konrad Ackermann, Die Oberpfalz, Bayerische Hypotheken-
und Wechselbank, München 1987, S. 12).
Die
Markt- und Gerichtsgrenze ist gelb eingezeichnet. Eine Beschreibung der Grenze
von 1809, die sich erstaunlich genau mit der obigen Skizze von 1600 deckt, ist
in den Streifzügen des Heimatkundl. Arbeitskreises Vohenstrauß 7/1989, S.
51-54, "Heiner Aichinger/Karl Ochantel, Vom Abend gegen Mitternacht",
abgedruckt.