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Stephanie
Schober, Redakteurin in den Oberpfälzer Nachrichten, 12.02.99, abgedruckt in Streifzüge 21/1999, S. 35 Bilder: Peter Staniczek, eigener Text grün!
Ältestes
Totenbrett des Landkreises
nunmehr Anbringung an der Stadelwand!
Gefunden wurde das wohl älteste Totenbrett im Landkreis bereits im Herbst letzten Jahres. Den damals anwesenden Helfern, alles Mitglieder des Oberpfälzer Waldvereins Eslarn und Kapellenbesitzer Karl Kleber, wäre das Brett fast auf den Kopf gefallen. Einer von ihnen, Josef Bauer, erinnert sich: „Wir hatten ein Loch in der Decke entdeckt. Bei näherer Betrachtung löste sich das Holzbrett und fiel herunter." Das immerhin fast 1,60 Meter lange Stück verfehlte die Arbeiter nur knapp
Was nun, war die
Frage, die sich nicht nur Bauer anschließend gestellt hatte, als er die
Schriftzüge und bunten Darstellungen auf der Oberseite sah. „Wir wussten, dass
sich der Kreisheimatpfleger mit so was auskennt und so brachten wir den Fund
schließlich zu ihm," sagt Josef Bauer. Und so kam das wertvolle Stück
noch am selben Tag zu Peter Staniczek, der als Konrektor an der Grund- und
Hauptschule in Eslarn unterrichtet. Freudentag
für Staniczek
Um es vor größerem Schaden zu bewahren, brachte es der Kreisheimatpfleger in der Zwischenzeit nach Waidhaus zu Schreinermeister Ludwig Janisch. Bei dem ausgebildeten Restaurator wusste Staniczek das Stück in besten Händen. Janisch selbst hat, wie er im Gespräch mit den ON erzählt, noch nie ein Totenbrett restauriert. Sein Metier seien eher alte Möbel. „Das Holz war erstaunlich gut beieinander, die Schrift noch lesbar", sagt Janisch. Vorsichtig habe er das Holz vom Staub befreit. Zur Stabilisierung des ganzen Brettes, es durchzieht ein langer Riss, sei auf der Rückseite ein schwaches Brett aufgeleimt worden, das jederzeit wieder entfernt werden könne. Mehr sei nicht nötig gewesen. Mittlerweile befindet sich das 115 Jahre alte Totenbrett wieder bei Staniczek in der Schule. Von Hausmeister Hans Kaiser habe er an der Rückseite eine Aufhängevorrichtung anbringen lassen, so der Kreisheimatpfleger. Denn das Original soll bald wieder einen gebührenden Platz in der Kapelle einehmen. „Dort gehört es hin, anstatt in irgend einem Museum ausgestellt zu werden." Regionales Brauchtum
Die Behörden betrachteten die von den Hinterbliebenen aufgestellten Bretter am Wegesrand zunehmend als Aberglauben und entfernten sie. „Die Flurbereinigung tat ihr übriges dazu," so Staniczek. Der Fundort des Originals von 1884 sei für ihn nicht ungewöhnlich. Passenrieth liege an der Strecke eines alten Totenwegs nach Eslarn. Vermutlich beim Bau der kleinen Kapelle (im Volksmund Deins'n-Kapelle genannt) Anfang dieses Jahrhunderts, seien die Totenbretter, Staniczek vermutet mehrere an dieser Stelle, entfernt worden. Zumindest das Fundstück sei zum Bau für die Kapellendecke verwendet worden. Zum Glück mit der bemalten Seite nach oben befestigt, sonst wäre die Schrift nicht so gut erhalten. Handwerkliche
Feinarbeit
Das gefundene „Denkmal" will der Heimatpfleger auf jeden Fall in einer der nächsten „Arnika"-Ausgaben des OWV näher vorstellen. Außerdem denkt er über einen Beitrag im Internet nach. Auch seine Schüler haben schon profitiert. Für sie ließ Staniczek anhand des Totenbrettes die Geschichte der Region im Unterricht lebendig und greifbar werden.
Anmerkung: Leider hielten sich die Verantwortlichen des OWV Eslarn nicht an die Vereinbarung, das Brett in der "Deinsn-Kapelle" - dem Fundort - an würdiger Stelle anzubringen, denn in der Kapelle wäre das wertvolle Brett vor der Witterung geschützt gewesen.
Das Totenbrett wurde ohne Rücksprache der Familie Eichstätter in Passenrieth Hs.-Nr. 2 - Hausname Schwingler - übergeben, wo es reichlich deplaziert für ein Totenbrett im Hofbereich an der Stadelwand angebracht worden ist.
Das Brett wurde der Familie Eichstätter wohl deshalb übergeben, weil sie direkte Nachkommen des auf dem Totenbrett genannten Joseph Schwindler sind. Das "Schwingler-Anwesen" lässt sich laut Dr. Josef Hanauers Eslarner Häusergeschichte (S. 583-584) bis 1578 zurückverfolgen, hat also eine lange Tradition. Von 1585 bis 1971 lässt sich der Name Schwindler in ununterbrochener Reihenfolge auf dem Haus nachweisen. So lange wird sich das wertvolle Totenbrett auf dem Hof nicht halten - schade um das außergewöhnliche Denkmal!
[1] Anm. Staniczek: Das älteste mir bekannte, datierte Totenbrett ist bei der Ortschaft Oberlangau (Landkreis Schwandorf) zu finden. Lesbar sind dort noch die Daten „Theresia Hermann ... gest. 1882“. Laut Harald Fähnrich „gehört es zu den ältesten Totenbrettern des untersuchten Raumes! Neben Oberndorf 1887 (Pfarrei Stadt Kemnath, Landkreis Tirschenreuth) das älteste erhaltene Brett mit Spruch.“ - Siehe auch: - Peter Staniczek, Totenbretter in der Langau, in BFO, 1985, S. 92ff - Peter Staniczek, Ruhebrett des achtsamen ..., in Die Arnika, 4/1986, S. 176-185 - Harald Fähnrich, Totenbretter in der nördlichen Oberpfalz, Tirschenr. 1988, S. 212-218, Bestandsaufnahme Lkrs. Neustadt/WN S. 164-193 - Peter Staniczek, Der Hergott auf dem Feld, Heimatk. Arbeitskreis Voh., 1990, S. 45-50 [2] Anm. Staniczek: Ich bin zwar Eslarner, aber kein gebürtiger, Geburtsort war Beilngries/Altmühl.
[3] Anm. Staniczek: Der genaue Text heißt: „Andenken / an den Tugendsamen Joseph Schwindler / Bauer von Baßenried gst. Den 29 Fb1884 / gb.den 20 Okt 1825“. In der Häusergeschichte der Marktgemeinde Eslarn von Dr. Josef Hanauer (1985, S.583) steht als Geburtsdatum interessanterweise der 3.9.1825.
[4] Anm. Staniczek: Der Spruch lautet: „Ach unser Vater Lebt nicht mehr / sein Platz in Haus ist nun lehr / Er reicht uns immer seine Hand / Gott zerris das Schöne Land“. Das Brett ist weiß gestrichen, der Text und die Umrahmung (Dreiteilung) sind schwarz. Das Bild in der Mitte ist farbig gehalten.
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