Betrachtungen
über ein historisches Verkehrswegesystem
Wer sich
viel im Freien aufhält und dabei auch Spuren abseits der Flurbereinigungs- und
Forststraßen sucht, stößt immer wieder auf Hohlwege, oft mehrfach
nebeneinander liegende Eintiefungen und „Loisen“, meist Höhen hinauf- bzw.
herabführend. Es ist nicht immer ganz leicht, alle diese Erscheinungen als Wege
zu identifizieren, da für den Laien Erosionsrinnen, Wölbäcker, Wiesenbewässerungsgräben
und Altwege oft verwirrend ähnlich aussehen.
Viele
dieser Altwege gehören zu einem Altstraßensystem, das teilweise sehr weit in
die Geschichte zurückgeht. Schon in der Steinzeit handelte man mit Jaspis,
Karneol, Horn- und Feuerstein.
Später
kam es zum Austausch von Bernstein, Kupfer, Bronze, Edelmetallen, Salz, Seide
und anderen Waren, die in den mehr oder weniger benachbarten Gebieten jeweils
fehlten. Diese Verkehrsspannung
ließ ein Altstraßensystem entstehen, das zunächst aus Saum- und
Karawanenwegen bestand und erst ab dem frühen Mittelalter von Fuhrtrassen abgelöst
worden ist.
Namen wie „Sautreibergasse“, „Letzauer Hochstraße“, „Bernsteinstraße“
oder „Alte Böhmerstraße“ weisen auf Richtung und Funktion dieser Altstraßen
hin. Der Name Hochstraße gibt Aufschluss darüber, dass die Benutzer ursprünglich
die nassen, sumpfigen Täler mieden und die Höhen suchten. Steilan- und
Abstiege wurden mit Vorspanndiensten bzw. Bremsschuhen bewältigt, Umwege aus
Zeitgründen vermieden.
Eine
erste übersichtliche Zusammenstellung der "Altstraßen der mittleren
Oberpfalz" finden wir bei Anton Dollacker[4],
Auszüge im Original:
2.
Amberg, ehem. Rodelhütte, P. 444, Greßmühle, Aschach, P. 567, s. am
Blauberg vorbei, Kricklhof, P. 452 u. 427, Scharhof, Schnaittenbach,
Seblasmühle, Neuersdorf, Neudorf, Luhe (Nabübergang), P. 481, Hochdorf,
P. 496 u. 501, Letzau, Bergnetsreuth, Pauschendorf, P. 533, Boxdorf, Floß,
Plößberg, Tirschenreuth, Waldsassen, Eger. Strecke Letzau -
Bergnetsreuth nicht sicher nachzuweisen. Hatte in Amberg Anschluß an Nr. 19.
Heißt auf der Strecke Aschach - Scharhof "Bistumersteig"
(verderbt aus "Bienenstubensteig") und auf der Strecke Luhe - Letzau
"(Letzauer) Hochstraße". Scheint uralt zu sein. (Die Oberpfalz
1935 S. 99, VHVO 85 S. 247, Weidener Heimatbl. 1935/36 S. 7 ff.)
3.
Amberg, Krumbach (oder Aschach), Lintach, n. an Hetzelsdorf, Baumgarten,
und Traglhof vorbei, P. 668, Mertenberg, P. 556,2, s. an Kemnath vorbei, P. 564,
zwischen Friedersdorf und Oberndorf hindurch, P. 512,0, Saltendorf, P. 457, Unterköblitz
(Nabübergang), Wernberg, Witschau, Neuwirtshaus, Braunetsried, Lohma, Waidhaus,
Roßhaupt, Pfraumberg, Haid. Zwischen Mertenberg und Wernberg derselbe
Zug wie Nr. 32. Heißt auf der Strecke Hetzelsdorf - Saltendorf "Hochstraß"
und auf der Strecke Neuwirtshaus - Braunetsried "Rennstraß". Ging
offenbar ursprünglich s. an Vohenstrauß vorbei. Die heutige Strecke Hirschau -
Unterköblitz ist wohl nicht sehr alt (s. Bem. zu Nr. 41) und deshalb in dieser
Zusammenstellung nicht berücksichtigt. (VHVO 85 S. 248, Weidener Heimatkal.
1925 S. 53)
4.
Von voriger Nummer (3) bei P. 512,0 sw. von Saltendorf abzweigend nach Iffelsdorf
(Nabübergang auf einer Furt), von da nicht in die Stadt Pfreimd, sondern am
rechten Ufer des Pfreimdflußes aufwärts bis zur Straße Nr. 52 und mit dieser
über Söllitz und Witschau zur Straße nach Waidhaus (Nr.
3) oder von ihr abzweigend über Köttlitz, Trausnitz, Tännesberg nach Eslarn
(s. Nr. 104). Strecke P 512,0 - Iffelsdorf heißt "Hochweg". (Weidener
Heimatbl. 1935 S. 53)
31.
Sulzbach - Hahnbach (bis dahin wie Nr. 29), P. 508,0, Süßer Berg, P.
580, 575, 562, und 543, n. an Krickelsdorf vorbei, P. 548,2, 493, 473 und 426,
Kindlas, P. 514, 572, 576 u. 531, Ödhof, Luhe Meisthof, Seibertshof,
Engleshof, Michldorf, Kaimling, P. 531, Waldau, Untertresenfeld, Waldthurn, P.
610, Neuenhammer, Rehberg, Georgenberg, Schönwald, Tachau. Vor und nach
der Kreuzung der Straße Hirschau - Großschönbrunn je auf einer kurzen Strecke
verschwunden. Heißt auf dem Süßer Berg ö. von P. 580 bis zur Kreuzung der
Staatsstraße Gebenbach - Freihung (Nr. 1) "Postweg", nachher bis luhe
"Hochstraße" und zwischen Michldorf und Kaimling
"Heeresstraße" (Anm. Staniczek: richtig ist
"Alte Heerstraße"). Jedenfalls uralt. (Weidener
Heimatbl. 1925 S. 54, VHVO 85 S. 248)
41.
Gebenbach, n. neben der jetzigen Staatsstraße über P. 447 und 422 bis zur
alten Hirschauer Steingutfabrik, Hirschau, Waldmühle, Kohlberg, P. 419, am
linken Ufer des Eichelbaches, w. an Falkenthaler Mühle vorbei, Radschin,
Etzenricht, Weiden, Altenstadt, Neustadt W.N., Püchersreuth, Plößberg,
Hohenthan, Thonhausen, Bärnau, Paulusbrunn, Tachau. Hieß, anscheinend weil das
"goldene" Prag Endziel war, "Goldene Straße". Der
Zug dieser Straße wurde vom Kaiser Karl IV. zur bbesseren Verbindung seines
böhmischen und oberpfälzischen Landes geschaffen,; er verordnete insbesonders
am Samstag vor Lichtmeß 1347, daß die Straße durch die Stadt Hirschau gehen
soll und diese nicht mehr (s. Nr. 2, 31 und 32) umfahren werden darf. (VHVO 85
S. 248)
44.
Weiden, Zollhaus, Letzau, Remmelberg, Albesrieth, Altenstadt,
Vohenstrauß, Burgtreswitz, Moosbach, Eslarn, Eisendorf, Weißensulz. (VHVO
85 S. 249)
45.
Weiden - Letzau (bis dahin wie Nr. 44), P. 599, n. an Zeßmannsried vorbei, P.
488 und anscheinend von da zur Altstraße Albesried - Vohenstrauß (s. Nr. 44)
oder über Lennesrieth (wie Nr. 46) und weiter nach Waldthurn zur Straße Nr.
31. Strecke Letzau - P. 488 heißt "Saustraß".
46.
Weiden, Letzau, Albesried (bis dahin wie Nr. 44), Lennesrieth, Waldthurn.
Fortsetzung daselbst s. Nr. 31.
50.
Schwandorf, Fronberg, Schwarzenfeld (Nabübergang), Nabburg (Nabübergang),
Pfreimd, Wernberg, Oberköblitz, Diebrunn, Luhe, Pischldorf, Pirk, Schirmitz,
Sommerkeller bei Weiden, Edeldorf, Hammer Harlesberg, Neustadt W.N. Ist jetzt n.
vom Weidener Sommerkeller auf einer kurzen Strecke verschwunden und hatte
Anschluß in Schwandorf an Nr. 63 und in Neustadt an Nr. 41 und 49. Heißt
zwischen Luhe und dem Weidener Sommerkeller "Magdeburger Straße". Die
Strecke Luhe - Rothenstadt - Weiden der heutigen Staatsstraße ist anscheinend
jünger. (Destouches "Stat. Beschr. d. O. Pf." II S. 3)
52.
Pfreimd, Söllitz, Preppach, Witschau, Leuchtenberg, w. an Sargmühle (Furt)
vorbei, P. 505, Kaimling, Trauschendorf, P. 592 u. 618, Letzau und von da wie in
Nr. 2 über Floß nach Eger. Zwischen Witschau und Leuchtenberg eine Strecke
lang unsicher. (Weidener Heimatbl. 1935/36 S. 7 ff.)
104.
Nach einer Mautkarte des Herzogtums Sulzbach von 1787 (St. A. Adm. Sulzbach Nr.
291) ging damals eine verbotene Straße von Pfreimd über Trausnitz, Tännesberg
und Mosbach nach Eslarn. Tatsächlich führt eine "Hochstraße" von
Pfreimd über Köttlitz nach Trausnitz, die von da wohl über Pirlhof zur
Bezirksstraße und mit dieser über Tännesberg und Kleinschwand nach
Mosbach weiterging; sie hatte in Pfreimd bezw. Iffelsdorf Anschluß an Nr. 4 und
in Burgtreswitz an Nr. 44. (Weidener Heimatkal. 1925 S. 53)
Werner Schönweiß, Letzte Eiszeitjäger in der Oberpfalz, Verlag Bodner
Pressath, 1992, S. 37-46
Franz Flammesberger, Die Bernsteinstraße, in Der Eisengau, Bd. 4/1995, S.
67
Dietrich Jürgen Manske, Altstraßenforschung in Ostbayern: Auf den Spuren alter
Fern- und Nahverbindungen, mittelalterlicher Wegweiser und Gefahrenhinweise, in
Beiträge zur Flur- und Kleindenkmalforschung in der Oberpfalz (BFO), Regensburg
2003, S. 37
[4]
Anton Dollacker, Altstraßen der mittleren Oberpfalz, in VHVO, 88. Band,
1938, S. 167-186