Sagen um Die Burg Waldau
(5)
Waldau.
Auf dem Wege von Waldau nach Leuchtenberg, im "Ilm", liegt ein
großer Felsblock, "Teufelsstein" genannt. Man sieht noch die Eindrücke
der Kette daran, mit welcher ihn der Teufel "roitelte", um ihn an
einem Baumstock über die Schulter zu hängen.
Ilm - bey den 3 Handkreuzen geht die
"Wilde Jagd" in Gestalt eines dichten Nebels, in welchem es puscht und
lärmt.
Waldau muß eine sehr große
Burg gewesen seyn; ganz in den Felsen sind Gemächer gehauen - gleichsam eine
unterirdischen Burg unter der oberen.
Der höchste Bau ist jetzt Kirche; der Thurm stand getrennt und war mit einer
Zugbrücke verbunden. Er ist jetzt der Kirchthurm. Die Riesenweiber haben die
Steine zum Thurm, jetzt heißt es gar zur Kirche, in ihren Schürzen
hinaufgetragen. Die alte Kirche stand (dort), wo das Wirtshaus jetzt.
(Dazu aus Fasz. VII - Mappe 1:) Der Stein, auf dem die Kirche steht, ist kein
Stein, sondern Eisen, aus welchem die Zwergerln ein Dach machen wollten für
ihre Werkstätte unter dem Steine. Sie sind aber nicht fertig geworden, drum
wurde es kein rechtes Eisen.
Geisterspuk im Schloß
zu Waldau.
Der alte Schindelhauer, ein alter Schloßinvalide, legte sich hinter den Ofen, während
andere am Christtag in die Kirche gingen, und schlief. Um Mitternacht kam ein
ganz kleines graues Weibchen, gab dem Schindelhauer eine tüchtige Schelle und
keuchte: "Alter Fretter, gehst in die Metter!"
Zu gewissen heiligen Zeiten
kam sonst in des Schloßverwalters Zimmer ein Vorgänger mit dreygestülptem Hut
auf dem Kopf, breitem Bratenrock, Papier unterm Arm in die Ecke hinterm Ofen. Er
kam gegen Mitternacht, horchte, ob der Verwalter schliefe, ging zur Uhr und ließ
sie stehen und setzte sich dann an den Schreibtisch, kramte und wirtschaftete in
den Akten und schrieb dazwischen eifrig. War die Zeit aus, ging er und ließ die
Uhr wieder gehen. Stets ging dann auch die Uhr am nächsten Tag um 1/2 Stunde zu
spät.
Ein Knabe sah vor der
Gruftthüre ein weißes Fräulein mit lang herabhängendem Haaren stehen, das
bitterlich weinte. Er lief aus Furcht davon und sagte es überall. Es wurde ihm
aber gebothen, zu schweigen.
(2. Version:)
Ein Mesnerknabe sollte Gluth dem Priester am Altare holen. Wie er sie
holt, lehnt in der Thüre zur Gruft ein weißes Fräulein - ein blaues Tuch vom
Kopfe bis zu den Füßen hinab, die Hände zusammengeschlagen. Er hält sie für
die Kindsmagd, die ihn necken will (und) haut ihr ins graue Antlitz.
Sie weiß um den einst im
Streite mit Rockersdorf (Roggenstein) von ihr vergrabenen "Bodding"
(Bottich) und den darin verborgenen Schätzen. Man hat nachgraben lassen, aber
nichts gefunden als ein eisernes Panzerhemd und neues Geld.
Im Zwinger erscheint eine
weiße Hand, welche die spielenden Kinder hält.
Ein Bischof begleitete
einst als Geist einen Priester jedesmal die Treppe hinauf.
Eine kalte Hand schlägt
die Leute im Saale und auf der Treppe zum ersten Stock ins Gesicht.
Die schwarze Frau im
Schloß Waldau.
Das Schloß hat ein
verrufenes Geisterzimmer, wo die in nächtlicher Weile dort Schlafenden geneckt
werden. In den dunklen Gängen rauscht eine schwarze Frau in weicher Begegnung
(?) an den Leuten vorüber.
Eine Magd stand um
Mitternacht auf und ging in die Kammer, um dort den Brotteig zu kneten. Als sie
hinzu trat, saß eine schwarze Frau auf dem Backtrog. Die Magd entlief und ging
nicht mehr dahin, so heftig sie von den anderen Mägden gescholten wurde, den
Brotteig doch nicht vergehen zu lassen. Als sie morgens darauf hinging, lag der
Teig noch in rechter Gärung im Troge.
Zu gewissen Zeiten
zitterten und dampften die Pferde im Stall und waren über und über mit Schweiß
und Schaum bedeckt. (Dazu aus Fasz. VII - Mappe 1:)
Waldau.
Von "Roßmannln" oder "Schrazerln".
Im Stalle des Schlosses
ritten kleine Geisterchen, "Roßmannln" genannt, jede Nacht die
Pferde, daß sie schäumten. Ehe sie abließen, flochten sie noch die Schweife
in kleine Zöpfchen. Man vertrieb sie, indem man den Pferden "Klinglas"
= messinge Schellen umhing. "Klinglas": Früher hatte man gläserne
Glocken in den alten Zimmeruhren.
Schloß Waldau hat einen
unterirdischen Gang mit einer eisernen Eingangsthür, der bis in das Elmer Holz
geht.
(2. Version:)
Im unterirdischen Gang, der in den Ilmwald führt, geht eine schwarze
Ritterfrau mit Schlüsselbund und weißer Haube und goldenen Pantoffeln.
Ein anderer Gang führt
unter der Erde nach Roggenstein hinüber. Die beyden Gänge gehen links vom
Schloßthor aus, ganz sichtbar und gemauert; man ist schon eine Strecke darin
fortgegangen.
(3. Version:)
Den Eingang zum unterirdischen Gang auf dem Elm hin sieht man noch (um
1865). Er ist gewölbt von Stein. Man fand alte Waffen drin. Er geht eine halbe
Stunde im "Spitzbubenschlag" zu Tage, wo Räuber sich aufhielten.
(4. Version:)
Vier Ritter sitzen in einem unterirdischen Gang und "karten".
Einer ging in die Kirche;
da stand bey den 3 roten Kreuzen eine Mauer, die ihn nicht durchließ.
Dabey sind 3 Linden. Da
kommen oft drey weiße Fräulein - ihre Haare sind mit Bändern in Zöpfe
geflochten - aus dem Schlosse hierher (um) zu beten und gehen wieder zurück.
Sie tanzen an den Linden einen Reihen.
(Von) Da soll auch die
wilde Jagd auf die Hopfenmühle bey Vohenstrauß gehen - von NO nach SW.
Bey den drey rothen Kreuzen
verführt es die Leute, und zwar in den Schwarzweiher im "Ilm".
Dort ist auch ein
Steinkreuz; da sitzt ein graues "Mannl" drauf.