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"Einpacken werden wir den Baum auf jeden Fall nicht mehr“,

Michael Köstlinger Autobahndirektion Südbayern

 

 

Von (fz)  |  03.11.2010  | Netzcode: 2555880  |  auch in Der neue Tag, 03.11.2010, Kreisseite

Vohenstrauß

 

Kalter Baum krankt vor sich hin

 

Uralte Winterlinde bereits seit Monaten ohne Blätter - Von Schutzmaßnahmen nichts mehr zu hören

 

Vohenstrauß. (fz) Nun steht er wiede da, ohne Blätter, und wartet auf das, was kommt. De Kalte Baum, die geschichtsträchtige Winterlinde an de A6, wird wohl auch diesen Winterschutzlos dem Streusalznebel ausgesetzt sein. "Es passiert nichts mehr, die haben den Kalten Baum aufgegeben", schimpft Franz Wittmann, auf dessen Grund das Naturdenkmal steht, über die Autobahndirektion Südbayern.

 

Schon Ende des Sommers, als alle Bäume noch voll im Laub standen, hatte der Kalte Baum seine Blätter schon abgeworfen. "Der hat aufgegeben", sagt Wittmann. Gerichte sind dagegen noch mit der missglückten Verhüllungsaktion aus dem vergangenen Winter beschäftigt, die 50 000 Euro kostete.

Die Autobahndirektion hatte hierfür dem Regensburger Baumpfleger Veit-Georg Braun nur eine Abstandssumme bezahlt. "Wenn es bei dem bleibt, war dies das höchste Lehrgeld, das ich jemals bezahlt habe", sagt Braun. Die Sache sei noch nicht bereinigt und liege bei der Obersten Baubehörde, weil Braun gegen die Schlussrechnung Widerspruch eingelegt hat.

Bild: fz

Gutachten liegt vor

 

Daneben stand noch das Gutachten der Gautinger Spezialfirma "Tree Consult" an, das Aufschluss darüber geben sollte, ob der Salznebel wirklich Ursache für die Schädigung des Baumes ist und was man dagegen tun könne.

Gutachter Erk Brudi hatte deshalb Bodenproben genommen und ausgelegten Rindenmulch um den Baum herum einer Analyse unterzogen. "Der Brudi hat mich mal im Sommer angerufen. Er wollte wissen, wie denn der Baum aussieht", erzählt Wittmann. Dabei habe Brudi gesagt, dass um den Baum und auch an Wittmanns Wohnhaus Salzkonzentration festgestellt wurde, die zum Teil höher war, als auf der unmittelbar vorbeiführenden Autobahn.

 

Aber insgesamt sei alles sehr zweifelhaft, und der Gutachter würde nicht zu 100 Prozent behaupten, dass am Zustand des Baumes das Salz alleine schuld sei, da auch noch eine Krankheit festgestellt worden sei, deren Namen Wittmann aber vergessen habe. Gutachter Brudi selbst war wegen eines Auslandsaufenthalts nicht zu erreichen.

Die Autobahndirektion Südbayern bestätigte, dass Brudis Expertise mittlerweile vorliegt. Sprecher Michael Köstlinger sagte aber, dass aber noch einige fachliche Punkte geklärt werden müssten. Näher wollte er sich zum Gutachten nicht äußern.

Ob für diesen Winter noch Schutzmaßnahmen eingeleitet werden, lasse der jetzige Sachstand nicht beurteilen, erklärte Köstlinger. "Einpacken werden wir den Baum auf jeden Fall nicht mehr."

Ansonsten hält sich die Regensburger Dienststelle sehr bedeckt. "Die haben Druck von oben gekriegt", mutmaßt Baumeigner Wittmann. Die Aussage von Innenminister Joachim Hermann am 27. Januar in der "Jetzt red i"-Sendung, "dass die sich um ihren Autobahnen und nicht um Bäume kümmern sollen", lasse Einiges ahnen.

 

"Totgeschwiegen"

 

Sauer ist auch der Leuchtenberger OWV-Vorsitzende Michael Schwabl. Der Landschaftsgärtner hatte mit seiner Anschuldigung, dass der Salznebel dem Baum den Tod bringen würde, vor etwas mehr als einem Jahr den Stein ins Rollen gebracht. "Der Kalte Baum wird totgeschwiegen, und die Autobahn will Gras über die Sache wachsen lassen", schimpft Schwabl. Er sei sehr besorgt über den Gesundheitszustand des "krank gemachten" Baumriesen.